„Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus?“ (1 Kor 3, 5a)

… ALLE SIND WICHTIG 

Ich freue mich, meinen missionarischen Weg auf dem sonnigen Mieminger Plateau fortsetzen zu können. Dieser begann in der Diözese Innsbruck im November 2000 mit meinem Doktoratsstudium an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. In dieser Zeit wirkte ich als Aushilfspriester in der Pfarre Wattens. Ich promovierte im April 2005 bei Univ.-Prof. DDr. Karl Neulfeld, SJ im Fach Fundamentaltheologie. Im September desselben Jahres führte mich mein missionarischer Auftrag ins Tiroler Außerfern mit den Pfarren Wängle und Lechaschau. Nach fünf Jahren gemeinsamen Wirkens mit Kindern, Jugendlichen, Männern und Frauen an der Baustelle Jesu setzte ich meinen Weg im Weinberg des Herrn, dem Seelsorgeraum Fritzens-Volders-Wattens, fort. Im September 2018 zog ich in die Stadt Innsbruck und betreute bis zuletzt die Pfarren Arzl, Mühlau und Saggen, wo ich mein 25jähriges Priesterjubiläum im September 2021 feiern durfte.

Wie der Apostel Paulus, einer der bedeutendsten christlichen Missionare seiner Zeit, weiß ich mich von Gott auserwählt und berufen (vgl. Gal 12, 15), um die Frohbotschaft Jesu weiter zu verkündigen. Für diesen Zweck hat mich die Missionsreise in den Seelsorgeraum Mieminger Plateau geführt, der aus den Pfarren Barwies, Mieming, Obsteig und Wildermieming besteht, Tausende Kilometer vom Kongo entfernt, in dem ich 1968 das Licht der Welt erblickte.

Ich bin der Überzeugung, auf dieser Missionsreise nicht allein zu sein. Meine ersten Begegnungen mit Menschen aus diesem Plateau deuten darauf hin, dass die Sache Jesu auch hier von unterschiedlichen Händen getragen und mitgestaltet wird. Hände, die einander unterstützen und begleiten, wie damals Barnabas, Silas, Timotheus, Priska, Aquila, Phoebe und Iunias an der Seite des Apostels Paulus. Es sind Hände, die bereits Dienste an Menschen und an Gott, sowie an seiner Kirche vor Ort in Verbundenheit mit der ganzen Weltkirche erbringen.

Danke für die Mitarbeit an der Baustelle Jesu 

Mit diesen Händen und vielen anderen, die sich bereit erklären werden, im Auftrag Jesu an dem gleichen und gemeinsamen Werk Gottes mit mir und mit anderen Menschen mitzuwirken und Verantwortung zu übernehmen, möchte ich die Freude des gemeinsamen Dienstes teilen: der Dienst an Gott und an der Gemeinde, obwohl unsere Verantwortlichkeiten und Aufgaben gemäß der Gottes Gnade (vgl. Phil 1,1; 1 Kor 12,28f; Gal 6,6; Röm 2,18) unterschiedlich sind. So bin ich davon überzeugt, dass ein:e Mitarbeiter:in nicht eine:r ist, der/die mir hilft, sondern der Kraft seiner/ihrer Begabungen mit mir das Werk Christi ausführt.

Daher spreche ich bereits meinen tiefsten Dank all jenen, die als Gottes Mitarbeiter:innen mit mir als Mensch, Christ und Priester ein Stück des Weges im Glauben und im Leben mitgehen und mitgestalten werden und denen, die die Sache Jesu ans Herz gewachsen ist. Durch unser gemeinsames Engagement, verbunden mit der Investition unserer kostbaren Zeit und unserer Talente in die Sache Jesu, können wir hier und jetzt am Aufbau des Reiches Gottes mitarbeiten. Nur dadurch kann die „Sonne der Gerechtigkeit“, der Liebe, der Geborgenheit und des Friedens auf unserem Plateau weiterstrahlen.

Was ist Apollos? Was ist Paulus? 

Aus diesem Grund wünsche ich uns, dass wir aus christlicher Überzeugung handeln und leben und dass wir Hand in Hand am gemeinsamen Werk Gottes zur Ehre Gottes und zum Wohlergehen der Menschen aus Nah und Fern mitwirken. Dies geschieht durch gemeinsames Feiern unseres Glaubens in Freude und Leid, durch das gelebte christliche Miteinander und durch die verschiedenen Gaben, die jede/jeder uns von Gott empfangen hat. Darum ist jede:r wichtig. Ob Apollos oder Paulus, Priska oder Claudia (vgl. 2 Tim 9,19-21), wir alle sind in der Ausübung unserer Aufgaben wichtig und einzigartig: „Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Diener, durch die ihr zum Glauben gekommen seid, und jeder, wie der Herr es ihm gegeben hat: Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber ließ wachsen. So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt“ (1 Kor 3, 5-7). „Darum gründe niemand seinen Ruhm auf Menschen […]“ (1 Kor 3,21a).

Ich formuliere auch den Wunsch, dass wir die Ortskirche auf dem Mieminger Plateau nachhaltig und lebendig gestalten: im Geist Jesu, der nicht nur Respekt, Anerkennung, Interesse füreinander und das Verbindende fordert, sondern auch jede Art von Ellenbogenmentalität oder von Hinterhältigkeit bekämpft. Es soll uns um ein Miteinander gehen, welches die Gemeinsamkeiten hervorhebt und die Unterschiede als Chance und Bereicherung betrachtet.

Darum ergeht der Auftrag Jesu an uns, auf das Fundament weiterzubauen, das er gelegt hat. Jedoch soll jede:r darauf achten, wie er/sie weiterbaut (vgl. 1 Kor 3, 10-11). Nur „die Besinnung auf das eigentliche Fundament des christlichen Glaubens relativiert alle Positionen und löst auch Verhärtungen und Parteiungen auf“ (Claus-Peter März).

So freue ich mich auf bereichernde, aufbauende und auch herausfordernde Erfahrungen mit Menschen auf unserem sonnigen Plateau und bitte darum, mich zunächst als Mensch an- und aufzunehmen. Dann kann ich mit Ihnen Christ sein und Ihnen als Priester und Pfarrer zur Seite stehen. Ich versichere allen Familien und Menschen, die in unserem Seelsorgeraum auf dem Mieminger Plateau leben und arbeiten, mein Gebet und ersuche um Ihr Gebet für mich. Gott begleite Sie stets mit seinem Segen und schenke Ihnen den freudigen Mut, seine Baustelle zu betreten.

Ihr Pfarrer  

Dr. Sylvain MUKULU MBANGI