Predigt von Dr. Ossi Stanger zum Tod von Msgr. OStR Dr. Franz Mayr

* 19. November 1939 - † 25. Jänner 2019

Franz Mayr 

Wenn ich sage: „Ich kenne jemanden“, dann ist das das Ende der Liebe.    

Jeder Mensch ist Mysterium, einmalig, einzigartig, eben er, so auch unser lieber Franz. 

Und für jeden von uns gilt: „Der, der ich war, grüßt wehmütig den, der ich gewesen bin“.

Alle Worte können nur holprige Versuche sein, ihn in seiner Persönlichkeit kurz vorzustellen. Mit Worten werden wir einem Menschen nie gerecht.

Dr. Mag. Prof. OSTR. MAS. Cons. Msgr.  Träger des goldenen Ehrenzeichens der Gemeinde Birgitz: All diese Titel und Würden   -wohlverdiente - hat er sich in seinem Leben erworben.

Was aber in der Parte unmittelbar vor seinem Namen steht, das war seine Lebensaufgabe, das war er wirklich: Pfarrer. Franz war mit Leib und Seele Pfarrer, Seelsorger und das bis zum Schluss als Krankenhausseelsorger in Hochrum bei den Kreuzschwestern.

Geboren in Strassen besuchte er dort 6 Jahre die Volksschule und dann das Paulinum in Schwaz, damals unter Bischof Paulus Rusch die Kaderschule der Diözese und für wiffe und aufgeweckte Osttiroler Knaben die Chance, ein Gymnasium zu besuchen. Nach der Matura begann er die Theologie, studierte auch ein Jahr in Rom und wurde 1966 von Bischof Paulus Rusch zum Priester geweiht.

Mösern,  Thaur,  die Hl.  Familie in Ibk und St. Paulus waren seine ersten Stationen als Kooperator. Darauf folgten 13 Jahre als Pfarrer in Birgitz,    2 Jahre in Pfaffenhofen und dann 20 Jahre als Pfarrer hier in St. Nikolaus. Hier wollte er begraben werden. Seit geraumer Zeit ist schon beim Priestergrab sein Name eingraphiert. Nun kommt das Datum dazu.  2009 ging er in Pension, war aber bis zum Schluss noch Seelsorger in Hochrum.

Und natürlich war er bei Verbindungen aktiv, so bei der Rhaetia, Cimbria und Leopoldina.

Neben seiner pfarrlichen Tätigkeit war Franz durch viele Jahre auch als Lehrer und Professor tätig war. So ab 1973 bei voller Lehrverpflichtung  an der Handelsakademie und Handelsschule in Innsbruck. Dafür habe ich ihn immer bewundert.

Zehn Jahre von 88 bis 99 war er Leiter des Bischöflichen Schulamtes. In dieser Funktion hat das Ökum gegründet, ein Publikationsorgan des Schulamtes und der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Edith Stein, das heute noch herausgegeben wird. Sein Verdienst ist auch die Umsiedlung der Pädagogischen Akademie von Zams nach Stams.

Vor allem er war selbst Lehrer, wusste um die Herausforderung tagtäglich mehr oder weniger motivierten Kindern und Jugendlichen Glaube und Religion verständlich zu machen, ihnen nahezubringen. So war er als Schulamtsleiter ein verständnisvoller Begleiter der Kolleginnen und Kollegen in Schule und Kindergarten. Und natürlich war ihm das Paulinum, seine Schule, ein besonderes Anliegen.

Franz hat sich nie geschont, war immer mit vollem Einsatz unterwegs. Dass er bisweilen patriarchale Züge entwickelte, soll dabei nicht unerwähnt bleiben. Wohl ein bisschen ein osttiroler Erbe.

Dass ihm dies alles möglich war verdankt er dir, liebe Christine. Durch 40 Jahre hast du ihn begleitet und ihm unendlich viel Arbeit abgenommen: Die Erstkommunionvorbereitung, den Firmunterricht, die Kanzleiarbeit und nicht zu vergessen, du hast immer für ein offenes, für ein gastfreundliches Pfarrhaus gesorgt.

Ja, das war dem lieben Franz unendlich wichtig, denn eines war er:  Ein offener, ein kommunikativer, ein geselliger und ein großzügiger Mensch;   humorvoll und leutselig. Er konnte feiern. Einem Gläschen Wein oder einem guten Stamperl Schnaps war er nie abhold. Er kannte – so seine eigene Auskunft - alle Beiseln in St. Nikolaus und derer sind nicht wenige. Er hatte ein Ohr für die Randschichten unserer Gesellschaft. Kranke und ältere Menschen waren ihm ein besonderes Anliegen.

Franz hat die Menschen geliebt und war wirklich ein Seelsorger und gerade weil  er die Nöte der Menschen kannte, litt er auch an einer Kirche, die wahrlich bis heute „Im Sprung gehemmt “ ist – so Bischof Krätzl. So war es auch selbstverständlich, dass er der Pfarrerinitiative beitrat.

Die Abschiedsworte Jesu an seine Jünger (Joh 16, 20-23a), die als Evangelium verlesen wurde, deuten auch unser Leben: Da ist von Leid und Traurigkeit die Rede. Aber zu der Traurigkeit gesellt sich eine Zusage: „Sie wird in Freude verwandelt werden“. Diese Freude wird mit einer Geburt verglichen: Der Schmerz der Wehen, das Risiko einer Geburt, die Angst – sie sind nicht umsonst. Sie bringen neues Leben. So ist unser ganzes Leben hier ein Geburtsvorgang.

„Dies vere natalis“ wahrlich den Geburtstag eines Menschen haben die frühen Kirchenväter den Todestag eines Menschen genannt.

Unser lieber Franz hat nun sein eigentliches Leben, Leben in Fülle in Gott gewonnen.

Wir wünschen unseren Verstorbenen die ‚ewige Ruhe‘. Nun, das will unser lieber Franz sicher nicht. Da würde er sich wohl eher am das Wort des Propheten Jesaia aufrichten, wo es in der Lesung hieß: „ Der Herr wird allen Völkern ein fettes Mahl bereiten…, ein Mahl von abgelagerten Weinen, von markig, fetten Speisen mit geseihtem Hefewein…Er vernichtet den Tod für immer“.

Ewige Ruhe? Ist das überhaupt ein glücklicher Begriff? Die Begegnung mit Gott ist keine ‚ewige Ruhe‘, sondern ungeheures und atemberaubendes Leben, ein Sturm von Glück, der uns hinwegreißt, aber nicht irgendwohin, sondern immer tiefer in die Liebe und Seligkeit Gottes hinein (so G. Lohfink).

Für dich lieber Franz, ist dies nun Wirklichkeit geworden.

Schließen möchte ich mit einem Text von Wilhelm Willms, den ich auch beim 50 jährigen Priesterjubiläum von Franz in die Predigt eingebaut habe:

„Ich trau nicht solchen hirten, die nur sich selbst bewirten – mein hirt ist gott der Herr. 

er wird mir zu Oase in jeder Wüstenphase – mein hirt ist Jesus Christ. 

Ich trau nicht hohen- würden – brech aus aus ihren hürden- mein Hirt, das ist nur er. 

Er ist der Hirt der hirten – wird mit sich selbst bewirten – der Brot geworden ist.“ 

„Er ist der Hirt der hirten – wird mit sich selbst bewirten – der Brot geworden ist“. Lassen wir uns nun von ihm bewirten, wenn wir jetzt den Tod und die Auferstehung des Herrn feiern, Gäste an seinem Tisch sind.

 

O. Stanger